Nach rund drei Wochen auf der touristischen Halbinsel Yucatán war es endlich soweit! Mitten im Dschungel, auf dem Weg von Palenque nach San Cristóbal de las Casas, lernten wir das „wahre“ Mexiko kennen. Kleine Dörfer reihten sich aneinander und ihre Einwohner boten uns am Straßenrand ihre Waren an.
Doch plötzlich ging es nicht mehr weiter, ein Baum lag auf der Straße und niemand durfte passieren – eine Straßenblockade! Wir hatten bereits davon gehört, aber dachten nicht daran, dass es gerade uns an diesem Tag treffen würde. Falsch gedacht! Und so kam es, dass wir mit den Zapatistas verhandeln „durften“.
Ob wir erfolgreich waren und wir durchgelassen wurden?
Palenque – Ruinen im Dschungel
Wir erreichten Chiapas, unseren dritten Bundesstaat in Mexiko am Nachmittag. Unser Weg führte uns von Campeche nach Palenque, wo wir uns die von Tieflanddschungel umgebene archäologische Fundstätte Palenque anschauen wollten. Hier befinden sich die Ruinen einer ehemaligen Mayametropole, die seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNSESCO zählen.
Um den Tourbussen aus dem Weg zu gehen, besuchen wir die Ruinen am frühen morgen. Außerdem knallt die Sonne noch nicht so stark und die Einheimischen beginnen erst langsam mit dem Aufbau der Souvenirstände.Die Maya-Ruinen gehören wohl zu den außergewöhnlichsten der Maya-Kultur. Sie gelten als eine der ersten entdeckten und zugleich am besten erhaltenen (außer Tikal in Guatemala -> zum Blog). Die Stätte liegt mitten im Regenwald und fühlt sich dadurch einfach mystisch und faszinierend an. Urteilt selbst:
Der ursprüngliche Name von Palenque lautete Lakamha’, was übersetzt „Großes Wasser“ bedeutet, denn durch die Anlage fließen zahlreiche kleine Bäche und ein größerer Wasserfall.
Verhandlungen mit Zapatistas
Chiapas gilt als eine der ärmsten Regionen Mexikos. Die Gegend ist überwiegend von Indigenen bewohnt, von denen viele in sehr einfachen Verhältnissen leben. Vor allem hier in Chiapas leben überwiegend Zapatistas, eine indigene revolutionäre Gruppierung, die Jahrelang gegen Hunger und Unterdrückung kämpften. Die Bewegung benannte sich nach Emiliano Zapata, einem Freiheitskämpfer, der in der mexikanischen Revolution von 1910 konsequent für die Rechte der verarmten Landbevölkerung gekämpft hatte. Seit Mitte Januar 1994 schweigen die Waffen der Zapatistas und sie engagieren sich zivil für eine solidarische Gesellschaftsordnung (weitere Infos).
Auf unserer Reise sind wir schon durch viele Dörfer gefahren, haben Menschen in sehr ärmlichen Verhältnissen wie Lehmhäuser oder Bretterbuden wohnen sehen, die ihre Wäsche in Flüssen oder Seen waschen und ohne Elektrizität auskommen müssen. Oft mussten wir feststellen, dass uns gerade hier die Menschen offen und mit viel Freundlich- und Herzlichkeit begrüß(t)en, winken und sich darüber freuen, dass wir zum Beispiel in ihren einfachen Restaurants essen kommen oder einfach nur durch ihre Dörfer fahren.
Auf dem Weg von Palenque nach San Cristobol de las Casas führte die Strecke mal wieder durch solch eine Region. Wir lasen in iOverlander und hörten von anderen Reisenden, dass es hier in der Zapatistas Region oft zu Straßenblockaden oder Wegzölle kommen kann. Tatsächlich spannte das erste Seil über der Straße schon nach wenigen Kilometern. Der Herr kam an unser Auto und wir begrüßten ihn freundlich. Wir gaben ihm 10 Pesos (keine 50 Cent) und er strahlte über beide Ohren.
Kurz vor Ocosingo, unserem geplanten Mittagsstop, ging dann aber plötzlich gar nichts mehr voran. Ein Baum lag mitten auf der Straße und man sagte uns, dass wir hier nicht weiter fahren können. Eine Straßenblockade lag vor uns. Meine Frage nach dem Warum wurde mir nicht wirklich beantwortet und auch wann es weiter gehen würde war unklar. Wir beobachteten die Lage etwas und entschieden uns nach einiger Zeit durch bzw. über den liegenden Baum auf der Straße zu fahren. Auf der anderen Seite angekommen, eilten uns ca. 30 Männer entgegen, die unseren Bulli umkreisten und uns nicht weiterfahren ließen. Also Fenster runterkurbeln und in unserem besten Spanisch mit den Männern verhandeln.
Timo versuchte es mit seiner Gelassenheit, doch ich war ungeduldig, wollte schnell weiter und hatte zudem noch Hunger. 😉 Auf meine Frage, wo denn hier die Polizei sei, sagte der freundliche Herr nur: „Wir sind die Polizei“! Gut, das sagte alles und auch nachdem wir ihnen Geld boten, um weiterfahren zu dürfen, verwiesen sie uns freundlich aber bestimmt, dass wir bitte umdrehen sollten und auf die andere Seite des Baumes zurückkehren müssten. Ich raste vor Wut, denn das bedeutete, wir müssen über eine andere Strecke, die nicht in unserer Naviapp markiert ist, über Schotter und Stein einen riesen Umweg fahren. Es blieb uns nichts anderes übrig und wir machten uns auf den unbekannten Weg. Wir fragten uns durch, nahmen sogar einen Einheimischen ein Stück mit, der uns den Weg zeigte und fuhren in einer der ärmsten Gegenden noch nach Dunkelheit über Straßen, die schon im hellen eine Herausforderung sind. Für 250 km brauchten wir somit 10 Stunden und kamen mit den Nerven am Ende, aber glücklich das wir es durchgezogen haben, an unserem Zielort San Cristóbal de las Casas an.
Auch wenn wir diese Art von Blockaden nicht aus Deutschland kennen und auch nicht wirklich nachvollziehen können, warum diese Menschen auf diese Art und Weise auf sich aufmerksam machen wollen, so muss es doch tiefgehende Gründe dafür geben. Welche dies sind haben wir in einem Film über die Zapatistas gelernt, den wir in San Cristóbal de las Casas angeschaut haben (Youtube).
San Cristóbal de las Casas
Die kleine Kolonialstadt liegt im zentralen Hochland von Chiapas auf angenehmen 2100 Metern Höhe und wurde schon als Pueblo Mágico (besonders sehenswerte Stadt in Mexiko) ausgezeichnet. Tagsüber genossen wir die wärmende Sonne und abends mussten wir nach langem wieder die dicke Bettdecke auspacken – jemütlich!
Die Stadt verzaubert einen durch seine bunten Häuser, Einheimische in traditionellen Kleidern, die überall ihre Waren anpreisen und ist vor allem für guten Kakao bekannt, welchen wir natürlich probiert haben.
Wie fast in jeder Stadt, durfte auch hier ein Marktbesuch nicht fehlen. Ich könnte stundenlang über Märkte schlendern, die bunte Vielzahl der Waren bestaunen oder einfach nur die Menschen hinter ihren Ständen beobachten.
Auf dem Hauptplatz kommen wir dann noch spontan in das Vergnügen eine mexikanische Breakdance Gruppe anzufeuern:
Manchmal ist es auch von Vorteil, wenn man in einer touristischen Stadt unterwegs ist, denn das Angebot von internationalen Restaurants ist unschlagbar. So fanden wir spontan ein peruanisches Restaurant, dass zu unserem Glück gerade Happy Hour mit Pisco Sour anbot – lecker! :-)
San Chuan Chamula und die Kirche Templo de San Juan
Wir machten uns auf den Weg nach San Juan Chamula, eine kleine Gemeinde, welche 10 km außerhalb von San Cristóbal de las Casas liegt, um eine Kirche zu besichtigen. Aber nicht irgendeine, hier werden verrückte religiöse Praktiken ausgeübt, die ich als Voodoo bezeichnen würde. Die Kirche Templo de San Juan erscheint von außen hübsch und farbenfroh und sieht auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche kleine Kirche aus. Die Atmosphäre in der Kirche ist jedoch unbeschreiblich mystisch!
Man betritt die düstere Kirche und als erstes steigt einem der Geruch von Kerzenduft, Piniennadeln und Weihrauch in die Nase. Auf dem ganzen Kirchenboden sind Tannennadeln verteilt, es gibt keine Bänke und überall stehen Glaskästen mit heiligen Figuren an den Seiten. Davor befinden sich Tische mit gefühlt tausenden von brennenden Kerzen. Auf dem ganzen Boden verteilt sitzen Grüppchen und haben vor sich Kerzen aufgestellt. Jeder Gruppe wohnt ein Schamane bei, der vor sich hinmurmelt und ein Lied zu singen scheint. Jede Gruppe hat ein Huhn dabei, das als Opfergabe dienen soll. Na wenn das der Papst wüsste, was hier so vor sich geht…fotografieren ist leider strengstens verboten. Bei Google gab´s aber doch ein paar Bilder, damit ihr eine Vorstellung von dieser bizarren Kirchensitution bekommt.
Cañón del Sumidero – eine Bootsfahrt die ist lustig…
…eine Bootsfahrt die ist schön…besonders wenn Timo mit so vielen Frauen an Board sein darf und die Tour am Ende einer deutschen Kaffeefahrt ähnelt.Der Cañón del Sumidero ist ein tiefer Canyon mit bis zu teils über 1000 Metern hoch aufragenden Felswänden. Am besten erkundet man diesen Cañón per Boot, um einen Eindruck dieser Wahnsinns steilen Wände zu bekommen.
Landschaftlich war die Tour durch den Cañón wirklich traumhaft schön. Wenn man mit dem Boot durch die steilen Felswände fährt fühlt man sich winzig klein und man bekommt Nackenstarre, weil die Aussicht nach oben einfach so atemberaubend ist.
Leider wurde die Fahrt etwas getrübt, denn zwischenzeitlich wurden Affen mit Bananen angelockt und das Boot viel zu nah an die dort lebenden Krokodile angesteuert, nur damit die lieben Touris (uns in diesem Fall eingeschlossen) ein schönes Bild machen konnten. Am Ende kam sogar noch ein zweites Boot angefahren, dass auf dem Wasser Snacks und Getränke anbot, bei einer Bootstour von 1,5 Stunden zwingend erforderlich.
Nach so viel Aufregung und besuchten Attraktionen zog es uns wieder ans Meer, um die Seele baumel zu lassen und die Wellen auf dem Surfboard auszuchecken.
Ob wir die höchste Welle Mexikos gesurft sind oder nur zugesehen haben, erfahrt ihr in unserem nächsten Blogbeitrag. Puerto Escondido wir kommen!
Sehr intressanter Beitrag