Wenn man von der Baja California spricht, meint man in der Regel die komplette Halbinsel Mexikos, welche an Kalifornien in den USA grenzt. Korrekterweise wird sie aber in zwei Teile unterteilt, in Niederkalifornien (=Baja California) und Baja California Sur, welches seit 1974 als eigener Bundesstaat Mexikos geführt wird.
Während unserer mittlerweile 1,5 Jahre andauernden Reise schwärmten viele Reisende von den traumhaften Stränden mit seinen unzähligen Surfspots.
Lasst uns also gemeinsam die Baja erkunden…Let´s go!
Doch bevor wir uns davon selber ein Bild machen konnten, lag eine 19-stündige Fährfahrt vor uns. In Mazatlan verabschiedeten wir uns vom mexikanischen Festland und machen uns auf dem Seeweg Richtung La Paz. Denn dort legt unsere Autofähre am nächsten Tag um 13 Uhr an…
Ungeplant ist immer noch am schönsten!
Eigentlich muss man die Fähre für die Überfahrt vom Festland auf die Halbinsel im Voraus buchen oder zumindest wissen wann denn überhaupt ein Schiff den Hafen verlässt. Dabei muss man wissen, dass es gerade einmal zwei Anbieter gibt (TMC und Baja Ferries) die überhaupt von A nach B fahren und das auch nur 3-4 mal pro Woche zu einer bestimmten Tageszeit, also über Nacht. Spontan wie wir sind, fuhren wir also zum Fährterminal um „mal zu gucken“, ob uns jemand mit rüber nimmt.
Es war bereits 16 Uhr und wir hatten Glück das ausgerechnet TMC, das ist die Fähre auf der man im Auto übernachten kann und somit sich die Kabinengebühr spart, noch Plätze frei hatte. Weiterer Vorteil: man darf jederzeit, im Gegensatz zu Baja Ferries, an sein Hab und Gut im Auto.
Die Fähre wurde bereits verladen und sollte um 18 Uhr ablegen. Wir besprachen kurz mit dem Verlademeister das wir gerne ans Oberdeck wollten, um nicht vom Motorenqualm im Schiffsinneren zu ersticken und bekamen einen guten Platz an Deck.Da es sich um eine reine Auto-/Truckfähre handelt, waren nur wenige Trucker mit an Board und noch weniger Touristen (mit uns noch ein weiteres Auto), die sich alle gegen 19 Uhr in der Kajüte zum Abendessen versammelten. Denn siehe da, Mahlzeiten (ein Abendessen, Frühstück und Mittagessen) waren im Preis von 216 Euro (Fahrzeug inkl. Fahrer + Beifahrer + Hafengebühren) inbegriffen. Und es war bis auf das Frühstück, welches aus einem süßen Gebäck und wässrigem Kaffee bestand, sogar genießbar.
Gut gestärkt und nach einer ordentlichen Board-Dusche mit warmem Wasser (selten!), machten wir uns also nach Ankunft auf der Halbinsel auf…
Von La Paz nach La Ventana
Unser erster Stopp sollte der Kite-Hotspot Numero Uno sein, La Ventana. Denn dort waren wir mit Ali und Malte verabredet, die leidenschaftliche Kiteboarder sind und dort ihr Osterquartier aufschlugen.Wir beobachteten die Beiden ein paar Tage und entschlossen dann einen Ort mit weniger Wind dafür mehr Wellen aufzusuchen. Denn auch wir wollten uns wieder ins kalte Nass stürzen. Unsere Surfspot-Recherche führte uns nach…
Todos Santos zum Surfspot Cerritos
Der Ort Todos Santos liegt etwa 15 Kilometer vom eigentlichen Surfspot entfernt, also fahren wir kurz in den Ort hinein, statten uns im Surfshop mit neuen wasserbeständigen Kappen aus und düsen weiter ans Wasser.
Leider gibt es den ehemaligen RV-Park am Surfspot nicht mehr, da dieser einem neuen Hotel weichen musste. Und auch so gibt es keine attraktive Schlafmöglichkeit für uns und unseren Bulli, weshalb ich lediglich kurz in das kühle Nass springe und die ein oder andere Welle erwische. Mit mir tun das gefühlt noch 30 andere Surfer und Surflehrer, da es sich um einen beliebten Anfängersurfspot handelt. Mir war da definitiv zu viel los, also entscheiden wir noch am gleichen Tag weiter zu fahren und mehr Einsamkeit zu suchen.
El Tecolote und der Bau der neuen Außendusche
Östlich von La Paz liegen ein paar kleine Buchten und da wir bereits von der Fähre die schönen Sandstrände beobachtet hatten und wir auf dem Weg weiter nördlich einen Zwischenstopp suchten, entschieden wir uns für den Playa El Tecolote. Wir parkten unseren Bulli gute fünf Meter vom Wasser entfernt, denn wer weiß schon ob zum Zeitpunkt des Parkens gerade Flut oder Ebbe ist (no risk no fun?!) und überlegten was wir den Rest des Tages noch anstellen sollten.
Da wir in den kommenden Tagen/Wochen eher wild campieren und ab und zu mal unsere Körper waschen wollen, stand der „Bau“ einer neuen Außendusche auf dem Programm. Die schwarzen Solarduschsäcke, die man in nahezu jedem Outdoor Geschäft findet, sind ohnehin für den Gebrauch ungeeignet…oder hat die bei irgendwem schon mal gehalten wenn er sie halbvoll befüllt aufgehangen hat? (als ob da 20 Liter reinpassen?!?).
Vielleicht findet meine neue Erfindung ja eine neue Fanbase und ich gehe damit in Serienproduktion:Von nun an perfekt für die kommenden Strand-/Surfspots ausgerüstet fuhren wir erneut Richtung Strand. Jedoch nicht ohne ein Bild vom grandiosen Sternenhimmel zu knipsen!
Am Folgetag checkten wir dann den Spot bei
Punta Conejo
aus. Wir gingen davon aus auch hier wieder mehr oder weniger alleine am Strand zu sein, was man bei einer Straße die so aussieht, auch gut und gerne mal erwarten kann:
Und so war es auch. Fast! Wellentechnisch war das hier leider nicht anfängerfreundlich genug, da zu viele Steine im Wasser lagen und ich somit auch die Finger davon ließ. Dafür haben wir aber beim kurzen Strandspaziergang eine Walmutti samt Kind beim schwimmen beobachten dürfen, welch ein Glück:
Scorpion Bay
Seitdem mir ein Surfer, den ich in Barra de la Cruz kennengelernt hatte, ein Video vom Scorpion Bay gezeigt hat, freue ich mich auf diesen Surfspot. Warum? Seht selbst:Wellen im Minutentakt und eine geradliniger als die andere. Doch es ist arschkalt im Wasser! Wir haben wohl die Winterjahreszeit in Mexiko, genauer gesagt auf der Baja unterschätzt. Während es auf dem Festland warme bis heiße 30 Grad und Wasser in badewannentemperartur gab, gab es auf der Baja Frostbeulen und Winde. Beides nicht so geil, wenn man surfen will. Am ersten Tag habe ich mir noch ohne Wetsuit einen abgefroren und versucht eine der endlos-scheinenden Wellen zu bekommen.
Zu meinem Glück gab es einen Surfshop in dem verlassen dreinschauenden Ort, der tatsächlich zwei gebrauchte Neoprenanzüge vorrätig hatte, wovon einer sogar passte. Perfekt! Denn wärmer wurde das Wasser auch weiter nördlich nicht. Soviel kann ich schon mal vorweg nehmen.
Und auch am Scorpion Bay wurde es leider nicht wärmer, eher das Gegenteil war der Fall. Der Wind wurde von Stunde zu Stunde und Tag zu Tag stärker, so das Surfen leider nicht mehr möglich war. Nach zwei Tagen „ausharren“ im Bulli, entschieden wir uns schlussendlich die Weiterfahrt anzutreten. Aber zum Glück hatten wir jetzt einen Wetsuit im Gepäck und waren für das 15 Grad kalte Wasser gerüstet.
Für die Sonne waren wir das ohnehin schon…mit Hut ;-)
Über Loreto nach Mulege
Doch bevor wir zum nächsten Surfspot fahren, besuchten wir die beiden Orte an der Ostküste der Baja. Am Golf von Kalofornien gelegen findet man Loreto und Mulege. Für uns war Loreto von vorneherein als Durchreise und Übernachtunsspot eingeplant, umso mehr freuten wir uns über den besten Steak-Burrito den wir je gegessen haben. Diesen gab es bei „Super-Burro“ einem von Einhimischen geführten Restaurant abseits der Tourimeile, an dem man gut und gerne in der Warteschlange von mind. 30 Minuten steht. Aber es hat sich gelohnt.
Der „Notfallstop“ Mulege entpupte sich als weiterer netter Zwischenstopp. Ursprünglich wollten wir an die Strände rund um Santispac, doch Ostern machte uns gehörig einen Strich durch die Rechnung. Menschenmassen und Jahrmarkt regierten die vier Strände, die wir uns eigentlich als Stopp herausgesucht hatten.Denn oh Wunder, der Mexikaner fährt an Semana Santa (Osterwochenende) bekanntlich an den Strand – und das in Scharen. Um was zu tun? Zu feiern! Das wollten wir uns nicht geben und so besuchten wir das alte Gefängnis in Mulege, welches ihren Häftlinge gestattete erst zur Abendzeit wieder anwesend sein zu müssen. Tagsüber hatte man freien Ausgang und half in der Gemeinde. Warum der Kerker allerdings nun geschlossen ist, wissen wir nicht. Vielleicht ging das Konzept ja nicht auf?
Was allerdings „aufgegangen“ ist, ist das sich seit gut 40 Jahren im Wasser befindliche Schiffswrack und gleichzeitig Namensgeber unseres kommenden Surfspots…
Shipwrecks am Punta San Jacinto
Ausgestattet mit neuem Neo aber voller Skepsis standen wir da, am Schiffswrack welches vor uns im Wasser lag. Wir waren wohl nicht die einzigen die überlegten ob sie a) in der kommenden Nacht hier schlafen sollten und b) ins kalte Wasser springen. Kelly und Mike aus British Columbia (Kanada), die wir über die kommenden Tage kennengelernt haben, hatten die selben Zweifel. Nach kurzer Absprache mit Mike über die Wellensituation und Kelly über den Campspot war klar, wir bleiben mal ne Nacht und springen in die Fluten. Genauer gesagt warteten wir auf Ebbe, denn dort sollten sich die Wellen am Schiffswrack am Besten formen.
Also rein in den neuen Wetsuit und die Wassertemperatur samt Wellen austesten. Noah und Holly kamen kurzerhand auch noch hinzu und so versammelten sich die Männer zum Plausch im kalten Wasser, während die Frauen beschlossen am Abend ein Lagerfeuer zu machen. Verkehrte Welt! ;-)
Wir blieben insgesamt vier Nächte, denn die Wellen waren hervorragend geeignet die wenig vorhandenen Surfskills weiter auszubauen.
Zudem hatten wir nette Campnachbarn und das Feuerholz reichte ebenfalls für die kühlen Abende.
Valle de Guadelupe – auf geht’s Richtung USA
Wieder einmal erhielten wir den Tipp anderer Reisende, nicht über Tijuana in die USA einzureisen, sondern den Grenzübergang in Tecate zu nehmen, da dieser weniger befahren und somit entspannter ist. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Ensenada, der dazu diente unsere Vorräte aufzufüllen und Wäsche zu waschen, fuhren wir somit Richtung Tecate ins Landesinnere.Glücklicherweise führte die Straße am Weinanbaugebiet Valle de Guadelupe vorbei. Selbstverständlich machten wir es uns hier drei Tage gemütlich, trugen etwas zu unserer kaum noch vorhandenen Fitness bei,
und besuchten die uns empfohlenen Weingüter La Esperanza und die Finca Altozano. Wir haben uns in Schale geschmissen und uns unters Volk gemischt. Lecker Steak, Wein und Bier gab es obendrein.
Ein gelungener Abschluss um dem Land Mexiko „auf Wiedersehn“ zu sagen. Denn wir kommen sicher einmal wieder zurück!
Was sonst noch geschah:
Eine Schlange kreuzte kurzerhand unseren Weg:Wenn die Wellen einmal nicht mitspielen, versucht man mit kleineren Steinen einen Größeren zu treffen. Competition eröffnet:
Fastfood ist hier mit Ceviche und Fishtacos definitv gesünder…
Und so könnten wir es uns auch irgendwann mal vorstellen zu leben:
Surfspotempfehlungen (für Anfänger):
- Todos Santos / Cerritos
- Scorpion Bay / San Juanico
- Shipwrecks (bei Punta San Jacinto)
MEXIKO scheint ja toll zu sein und das surfen klappt ja auch schon gut weiterhin viel Erfolg