Als wir unsere Auszeit planten, stand schnell fest, wenn wir auf Reisen gehen, dann nur mit unserem VW Bulli! Wir sind natürlich durch unsere Reisen in Europa schon Bulli erprobt, aber trotzdem haben wir uns die Frage gestellt, wie wohl unser Leben und unser Alltag auf so wenigen – ich würde sagen 8 qm – aussehen wird. Immerhin sind wir hier 24 Stunden zusammen und können nicht mal eben so in ein anderes Zimmer gehen…
Am Anfang mussten wir uns erstmal etwas eingrooven. Natürlich habe ich viel zu viele Klamotten und Dinge eingepackt, die in den ersten Tagen und Wochen einen Platz im Bulli finden mussten. Und so wurden Töpfe, Pfannen und Teller hin und her geräumt, Klamotten von A nach B und von B nach C geräumt, bis irgendwann alles seinen Platz gefunden hatte.
Und täglich grüßt das Murmeltier…Aufräumarbeiten
Wie sieht denn jetzt unser Leben im Bulli eigentlich aus? Kommen wir klar auf dem begrenzten Platz? Fühlen wir uns beengt und fetzen uns ständig? Die letzte Frage kann ich schon mal beantworten, wer uns kennt weiß, dass wir uns täglich anzicken müssen, sonst würde etwas nicht stimmen 😉
Unsere Alltagsroutine startet meistens zwischen 9 und 10 Uhr. Denn dann muss Timo spätestens aufs Klo! (Kommentar Timo: „Schön das jetzt jeder weiß wann ich auf Klo gehe“) Danach macht er sich einen Kaffee, kümmert sich um unseren Blog und genießt die erste halbe Stunde (oder länger) ohne seine Frau. Denn ich bleibe gerne noch etwas liegen und kuschle noch etwas alleine in unserem gemütlichen 1,20 m breiten Bett.
Nach einem ausgewogenen Frühstück – Brot/Müsli/ Porridge mit Obst – oder wie in diesem Falle die Deluxe Variante mit Pancakes und frischem Honig
geht’s an die „Hausarbeit“. Ja genau, ihr habt richtig gelesen, denn auch auf 8 qm kann es dreckig, staubig und vor allem Chaos geben, wenn man es nicht täglich in Ordnung hält. Also zunächst muss Timo unser Bettzeug kräftigst ausschütteln und von jeglichen Milben und Staub entfernen 😉
Dann wird’s ordentlich verstaut, so dass wir die Bank wieder zum Sitzen verwenden können. Wir haben zwar ein Hochdach, aber wir schlafen unten, denn oben liegen immer unsere ganzen Klamotten, wenn wir nicht fahren.
Nachdem das Schlafzimmer nun aufgeräumt ist, folgt das Wohnzimmer. Hier wische ich kurz über die Ablagen und kehre – ja auch mehrmals täglich – mit unserem kleinen Handfeger den heißgeliebten, gekachelten PVC Fußboden.
Je nachdem wie schmutzig er ist, wird er auch noch mal mit einem Penaten Ultra sensitiv Feuchttuch – natürlich parfümfrei – gewischt. Was, ihr denkt Feuchttücher sind nur für Babypopos gedacht? Nix da, das sind Alleskönner! Damit kann man praktisch alles putzen und saubermachen! Leider geht mein importierter Vorrat von fünf Großpackungen gerade dem Ende zu. Mal sehen was die Südamerikanischen Tücher demnächst so draufhaben!
Nachdem nun alles aufgeräumt, geputzt und das Geschirr vom Frühstück gespült ist, ist es meistens schon um die Mittagszeit und schon wieder Zeit für ein Nickerchen. Nee Scherz, denn jetzt unternehmen wir was, dass Nickerchen gibt’s erst am Nachmittag 😉
What else?
Wenn wir nicht gerade irgendwelche Berge besteigen, im Meer plantschen oder sonstigen Highlights hinterherjagen, müssen wir auch so ganz normale Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen, die Route inkl. Schlafplätze planen, eine Dusche für uns finden oder nach WLAN suchen, um Euch auf dem Laufenden zu halten…Und ihr glaubt gar nicht wie viel Zeit dafür so draufgeht…
Einkaufen zum Beispiel
…dauert mindestens dreimal so lange wie zuhause. Wir sind fast täglich an einem anderen Ort und müssen immer erst schauen wo es überhaupt was gibt. Da wir überwiegend in kleineren Städten oder Dörfern unterwegs sind gibt es meist nur kleinere Supermercados, die einem Tante Emma Laden ähneln und nicht immer alles führen. So muss danach noch eine Fruteria (=Obs un Jemös), Panaderia (=Bäckerei) und Carniceria (=Metzger) aufgesucht werden.
Wäsche waschen – die nächste Herausforderung!
In Europa gibt es auf vielen Campingplätzen Waschmaschinen, die man für kleines Geld nutzen kann. So habe ich mir hierüber vorher tatsächlich Null Gedanken gemacht! Tja – wie sehen nun die Campingplätze in Südamerika aus? Sie sind im Vergleich zu Europa eher Basic, aber bei den meisten kann man nicht meckern. Waschmaschinen habe ich bis jetzt aber tatsächlich nur auf einem gefunden und der Platz wurde von Schweizern geführt. So brauchten wir nun also einen Plan B. Oma würde jetzt sagen, Kind das ist doch kein Problem, früher wurde auch alles per Hand gewaschen. Haben wir bzw. ich tatsächlich auch schon das ein oder andere Mal gemacht, aber mal ehrlich, man kann seine Zeit auch besser nutzen. Und so geben wir unsere dreckige Wäsche ca. alle drei bis vier Wochen in die Lavanderia (Wäscherei) und bekommen sie meist einen Tag später frisch gewaschen (nicht gebügelt, denn das kennen sie hier nicht wirklich) zurück und der Preis dafür ist auch in Ordnung, wenn man erstmal weiß, wie viel Arbeit es eigentlich per Hand ist! 😉
Die ewige Jagd nach DEM perfekten Schlafplatz
Unsere Route haben wir noch in Deutschland festgelegt – wir fahren die Panamericana von Süden nach Norden – viel mehr haben wir dann aber nicht geplant! So sind wir frei und können je nach Lust und Laune links und rechts abbiegen und das machen, worauf wir Lust haben! Da wir fast täglich ein Stückchen fahren – klar manchmal bleiben wir auch 2 oder 3 Nächte an einem Ort – bedeutet dies, wir müssen uns jeden Abend einen Campingplatz oder einen sicheren Wildcamp Spot suchen. Unser Leben wurde hier durch die App iOverlander umso einiges erleichtert! Die App ist offline nutzbar und jeder Reisende kann hier seine Schlafplätze, Campingplätze, auch Tankstellen, Werkstätten, interessante Orte und und und einstellen. So schauen wir in die Empfehlungen anderer Reisende und suchen uns einen passenden Spot und fahren zu den angegebenen Koordinaten. ABER nicht jeder Spot ist dabei ein Highlight und Bilderbuchträumchen, so wie es manchmal Facebook und Co vermitteln 😉 Klar hatten wir schon so einige Highlight Plätze mit Blick aufs Meer oder atemberaubende Berge, aber manchmal schläft man auch auf einem nicht soooo schönem Campingplatz oder einem Rastplatz. Hier passte wenigstens noch die Kulisse:
Weiter geht’s mit der Nahrungsaufnahme
An einem Stellplatz angekommen, wird zunächst die Lage gecheckt. Was gibt’s so zu sehen? Wo sind die Waschräume? Und – was essen wir heute zu Abend? Wenn das Wetter schön ist und wir einen Grill finden, dann entwickelt sich mein Mann zum Steinzeitmenschen und versucht erstmal Feuer zu machen! Mittlerweile gelingt es ihm auch schon ganz gut und unserem Barbecue steht nichts mehr im Wege.
Wenn wir nicht grillen, dann nutzen wir die Küche unseres Bullis und kochen was wir so im Supermarkt gefunden haben. Und nein, es gibt nicht nur Nudeln mit Tomatensoße 😉
Nach dem Kochen stellen wir das dreckige Geschirr dann in unsere Spülmaschine und gehen auf die Couch – haha schön wär`s, die Spülmaschine vermisse ich tatsächlich ziemlich! Nix da, jetzt wird heiß Wasser gekocht oder aus den Duschen geholt, denn oft gibt’s auf Campingplätzen keins bei den Spülbecken, und los geht’s mit dem Abwaschen!
Danach wird dann noch draußen oder im Bulli bei einem Bierchen oder Weinchen gechillt oder wir gehen ne Runde spazieren, lesen oder schauen einen Film auf unserem Tablet/PC – den Fernseher vermissen wir dabei tatsächlich am wenigsten!
Körperhygiene
Ja auch unser Körper braucht ab und zu mal etwas Wasser, eine Rasur oder Toilette. Ach Euer Bulli hat ein Badezimmer? Naja ich würde sagen fast! Wenn wir mal nicht die Annehmlichkeiten auf einem Campingplatz nutzen können oder wild campen, so duschen wir mit unserer Solardusche – ein schwarzer Sack, der während der Fahrt in unserer Gepäckwanne ruht und sich bei Sonne erhitzt. Das duschen findet dann im Freien in Bikini oder Badehose statt.
Und wo geht ihr aufs Klo? Männer haben es da bekanntlich ja nicht ganz so schwer und so findet Timo immer ein Plätzchen. Ich dagegen muss gestehen, dass ich die Wildnis nicht so gerne aufsuche und daher haben wir für den Notfall ein kleines Porta Potti dabei. Gut verstaut in einem extra dafür geschreinerten Kasten – hier ein großes Dankeschön an Ben, der ihn für uns entworfen und gebaut hat! Inklusive Bücherregal:
Jetzt wird´s sportlich – naja, fast!
Und was fehlt jetzt noch bei unserer Alltagsroutine? Richtig! Der sportliche Teil. Tja von Routine kann hier aktuell noch nicht die Rede sein. Wenn es die Lage zulässt, dann gehen wir ab und zu eine Runde joggen oder machen ein paar Workout Übungen.
Mittlerweile haben wir aber sogar einen Basketball und Timo bringt mir das Werfen bei:
Die Routine dabei müssen wir aber erst noch etwas finden 😉
That´s bus-life!
Ich hoffe ich konnte euch unseren Bulli Alltag etwas näherbringen. Die 8 qm sind in den letzten Wochen zu unserem Zuhause geworden und auch wenn ich manchmal ein großes Bett oder eigenes Badezimmer etwas vermisse, so genieße ich jede Sekunde unseres Nomadendaseins!
Ihr habt noch Fragen wie wir dies oder das machen? Stellt sie uns gerne unten in den Kommentaren!
Hallo Ihr zwei. Danke für eure schönen und interessanten Berichte. Ja genau so stelle ich mir den Reisealltag mit Auto/Bulli vor. Liebe Grüsse aus der Schweiz, Claudia und Thomas
Hallo Claudia und Thomas,
vielen Dank für euren Kommentar. Wir freuen uns sehr, dass unsere Berichte so gut ankommen und gelesen werden😊.
Ich habe gesehen ihr habt auch ein Reisemobil? Wo geht’s bei Euch als nächstes hin?
Liebe und sonnige Grüße aus Salta (Argentinien)
Hallo Sandra, sorry für die verspätete Antwort. Wir haben zur Zeit unsere Priorität beim Ausbau unseres Gefährts und lesen hier nur sporadisch. Liebe Grüsse, Thomas
Kein Problem! Viel Spaß beim Ausbau und der nächsten Reise.
Liebe Grüße
Hallo Sandra,
Ein sehr schöner Bericht auch wir haben in unserer Zeit wo wir mit den Kindern in unserem klappi Urlaub gemacht haben immer Ordnung und Sauberkeit gehalten muß halt sein ,diese Zeit werden wir nie vergessen und unsere Kinder auch nicht und Camping war für uns vier immer ein toller Urlaub.
Liebe grüße und weiterhin viel Spas dien Schwiegervater
Vielen Dank Schwiegerpapa! 😃
Hej Sandra! Super Bericht 🙂 bei vielen Themen haben sich Parallelen zu Ollis und meiner Camperreise aufgetan. Die tägliche Campungplatzsuche, das auschecken der Lage vor Ort, sehr wichtige Fragen wie: was kochen wir? -hihi! War bei uns genau so! Und nachdem wir jetzt wieder in großen Betten schlafen, vermissen wir das camperleben tatsächlich schon wieder ein bisschen 😊 Wir liebäugeln sogar mit einem eigenen Bulli wenn wir wieder in Deutschland sind /sein sollten 😉 Gabs denn schon den Fall dass einer mal im Zelt geschlafen hat, weil es doch zu eng wurde? Viele Liebe Grüße aus Sydney
Magda
Hallo Magda,
vielen Dank. Man vermisst halt immer das was man gerade nicht hat was!😁 Den Bulli Kauf können wir nur unterstützen! Dann gründen wir einen T3 Club😎
Bis jetzt hat Timo eine Nacht versucht oben zu schlafen, kam aber mitten in der Nacht wieder zu mir runter…Ist wohl doch gemütlicher auf engem Raum zu zweit.😆 lieben Gruß aus Paraguay
Hallo ihr beiden, besten Dank für eure Infos. Ich möchte die Panamericana auch von Süden nach Norden bis Kolumbien fahren. Meine Intention ist, an Weihnachten in Ushuhaya zu sein und drüben ein Fahrzeug zu kaufen. Ist das sehr aussergewöhnlich? Besten Dank für eine Antwort. P.S. Ich suche auch noch einen Reisebegleiter. Vielleicht habt ihr mir einen Tip. Besten Dank im Voraus.
Hallo Martin, kennst du schon die Facebook-Gruppe „panamerican travelers association“? Dort werden des öfteren Reisemobile angeboten. Die Seite panamericanainfo.com ist auch sehr hilfreich. Die Meisten kaufen ihr Auto in Chile. Wir haben unseren Bulli verschifft. Denke in der Gruppe wirst du fündig… Auch was Mitreisende betrifft.
Vielen Dank für deinen Kommentar und Grüße aus Peru!
Hallo Timo,
herzlichen Dank für die schnelle Info. Ich melde mich wieder, sobald ich weitergekommen bin. Einen Supertag wünsche ich euch.
Martin.