Tunquen – unser Zuhause für 2 Wochen, inklusive Valparaiso und Santiago

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Die letzten zwei Wochen waren für uns wie nach Hause kommen, nachdem wir 4,5 Monate ständig unterwegs und immer an anderen Orten waren. Wir haben uns eine kleine Auszeit bei Leo und Agnes in Tunquen gegönnt und uns etwas vom Reisen erholt…

Aber wo ist Tunquen überhaupt?

Tunquen ist ein Ort an der Chilenischen Westküste, ca. 40 km von Valparaiso und 120 km von Santiago entfernt. An diesem Ort, der vor 6 Jahren überwiegend aus Wald bestand, stehen vereinzelt ein paar Häuser, die meisten aus Holz, mit Blick direkt auf den Pazifik. Darunter auch das Haus von Leo und Agnes:

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Wer die beiden sind? Den Kontakt haben wir von einer ehemaligen Kollegin, die irgendwann auf mich zu kam und meinte: „Leo und Agnes würden sich freuen, wenn ihr in Tunquen vorbeikommen würdet“. Gesagt getan, haben wir Kontakt mit den beiden aufgenommen und uns auf den Weg Richtung Tunquen gemacht.

Weingut Viu Manent – Santa Cruz

Vorher sind wir noch Leos Tipp gefolgt und haben einen Stopp in Santa Cruz gemacht. Eine kleine Stadt, die für Weinanbau bekannt ist. Lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so sind wir geradewegs zum Weingut Viu Manent gefahren, dass in der App iOverlander empfohlen wurde.

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Dort angekommen fragte uns der Parkplatzwächter: „Tienes una reservación“? Nee natürlich nicht, wussten wir gestern, dass wir hier hinfahren würden? 😉 Und dann fragte er uns was wir denn gerne machen würden? Weinverkostung? Im Restaurant essen? Kaffee trinken? Ich antwortete mit „todos“, also ALLES und schnell war ihm klar, dass wir auch gerne dort schlafen würden. So führte er uns zum Mitarbeiterparkplatz, wo wir die Nacht mit dem Bulli stehen durften.

IMG-20170212-WA0007Ok – Schlafplatz gesichert, dann nichts wie ab zur Weinverkostung. Vorher mussten wir uns aber noch kurz im Restaurant mit einem fetten und einem der besten Steaks, die wir bisher so hatten, stärken und schon mal ein Gläschen Wein probieren.

Bei der Weinverkostung führte uns Juan erst einmal über die Felder, inklusive Kutschfahrt und wir konnten uns die Produktionshallen anschauen. Danach ging es dann an die Verkostung von 5 leckeren Weinen.

Fazit: Wenn man nicht soooo mega an der Weinverarbeitung interessiert ist und einfach lieber ein (oder zwei) Gläschen trinkt, so wie wir, dann kann man das Geld auch besser direkt in Weinflaschen stecken, was wir selbstverständlich nach der Verkostung auch im eigenen Laden des Weingutes getan haben.

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Mit gutem Wein im Gepäck zu Leo und Agnes

Und so hatten wir direkt ein Mitbringsel für unseren Aufenthalt in Tunquen. Wir trafen uns mit Leo an einem vereinbarten Ort und nach einer herzlichen Begrüßung führte er uns Richtung Tunquen. Dort angekommen war schnell klar, warum wir uns vorher treffen sollten und wir nicht einfach zu ihnen fahren konnten, abgesehen davon fand unser Navi die Adresse eh nicht.

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Denn wir standen vor einer Schranke und das Gebiet wurde von einem Pförtner bewacht. Ohne Erlaubnis oder Kontakte ist es nicht möglich auf das Gelände zu gelangen. Mit Leo an unserer Seite aber kein Problem und so fuhren wir, mal wieder auf Schotterpisten und mit Besten Aussichten auf den Pazifik, zu Leo und Agnes nach Hause.

Dort angekommen fühlten wir uns direkt wie im Paradies. Das Haus der beiden steht direkt oberhalb vom Pazifik mit einer grandiosen Aussicht, die ich auch gerade genieße während ich den Beitrag schreibe.

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Zur Begrüßung gab´s dann erstmal ein Sektchen bzw. eine Flasche und ein leckeres Essen von Agnes gekocht, dabei tranken wir unseren mitgebrachten Wein. Anschließend war es vier Uhr und wir waren alle vier beschwipst. Guter Start würde ich sagen :-)!

Warum wir uns direkt wie zuhause fühlten?

Leo und Agnes haben uns von Beginn an wie alte Freunde empfangen/behandelt. Leo spricht perfekt Deutsch, da er damals längere Zeit in Deutschland gelebt hat und Agnes perfekt Englisch. Wir durften uns in ihren vier Wänden wie zuhause fühlen. So haben sie uns ihr Gästezimmer mit eigenem Badezimmer zur Verfügung gestellt und wir konnten nach langem noch einmal in einem großen Bett schlafen – Träumchen sag ich Dir! Wir passten uns dem Rhythmus der beiden an und so entwickelten wir eine kleine Alltagsroutine: Gegen 10 Uhr gab`s Frühstück. Leo schnibbelte jeden Morgen für uns liebevoll einen Obstsalat, den wir mit Müsli genossen. Davor war Timo oft schon eine Runde Laufen…

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…wurde dabei von Seelöwen und Schlangen attackiert…

…während ich wie immer faul im Bett lag 😉

Danach ging`s an die Arbeit: Bett machen, ne Runde fegen, aufräumen, Wäsche waschen und schon mal über das Mittagessen nachdenken. Timo half Leo täglich im Garten. Sie bauten neue Blumenbeete, lackierten Gerüste, wässerten Blumen und Bäume und und und.

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Leo freute sich glaub ich ziemlich über Timos Anwesenheit und nutze ihn für alle Sachen, die besser zu zweit erledigt werden konnten. Gegen 15 Uhr wurde dann Mittag gegessen und danach erstmal eine Siesta gemacht.

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Verständlich, denn zu Mittag wurde natürlich schon Alkohol getrunken. Nach der ausgiebigen Siesta wurde noch etwas im Garten gearbeitet und anschließend spazierten wir am Strand und erkundeten die Gegend zusammen.

Gegen 21 Uhr aßen wir Abendbrot und anschließend wurde eine Runde Sequence gezockt – unser neues Lieblingsspiel!

Das Haus der beiden ist übrigens komplett autark, denn Strom- oder Wasserleitungen gibt es nicht. Strom wird über Solar bezogen und Wasser kommt aus dem Brunnen. Mit Gas wird gekocht und warmes Wasser zum Duschen gemacht. Mit Strom muss gehaushaltet werden, denn der Speicher muss auch für die Wintermonate reichen. Max. dürfen 1000 Watt angeschlossen werden und Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Staubsauger haben bekanntlich mehr Watt. Gibt’s also nicht. Gewaschen wird mehr oder weniger per Hand. Allerdings gab`s eine kleine Waschmaschine, die für jedes Kind ein perfektes Spielzeug wäre! Ich hatte wenigstens meinen Spaß beim Wäsche waschen damit.

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Warum wir hier so tiefenentspannt sind?

Verrate ich Dir gerne! Wir hatten zwei Wochen kein WLAN und mussten unsere Handys nur einmal aufladen, da wir sie kein einziges Mal genutzt haben. Internet gibt’s wenn überhaupt nur über einen Stick und dabei musste man gute Nerven behalten, denn es dauerte eine halbe Ewigkeit bis sich etwas öffnete, wenn denn Empfang vorhanden war. Und so hatten wir zwei Wochen lang kaum eine Verbindung zur Außenwelt und wie du siehst: Wir leben immer noch 😉 !

Rund um Tunquen

Leo und Agnes ließen es sich nicht nehmen und zeigten uns natürlich auch ihre Gegend. So erkundeten wir nicht nur Tunquen zusammen, sondern fuhren auch gemeinsam nach Valparaiso und Santiago sowie in die umliegenden Dörfchen. Kamen so an Orte vorbei, die wir sonst nie auf dem Schirm gehabt hätten…wie Quintay, wo wir lecker Mittagessen waren und eine Piratenhöhle entdeckten:

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Valparaiso

In Valparaiso oder auch nur Valpo genannt unter den Einheimischen, waren wir froh nicht mit dem Bulli dort zu sein. Neben viel Verkehr ist Valpo auf mehreren Cerros (Hügeln) gebaut. Ich würde es aber eher als Berge betiteln, denn die Straßen waren teilweise so steil und dabei so schmal, dass es auch für normale Autos manchmal sehr bremslich 😉 wurde und keiner entgegenkommen durfte. Leo und Agnes zeigten uns die Stadt, wir fuhren mit einem der vielen Aufzüge, die die Unterstadt mit den Cerros verbindet und genossen die Aussicht zusammen.

Gegen Nachmittag stießen Agnes Cousine und ihr Mann zu uns und wir gingen zusammen essen und freuten uns unter noch mehr Einheimischen zu sein und das chilenische Leben kennenzulernen. Zum Aperitivo gab´s, wie kann es anders sein – erstmal einen Pisco Sour!

Santiago de Chile

Immer wieder hörten wir Santiago sei eine Großstadt wie jede andere und dazu noch von viel Smog und schlechter Luft umgeben. Als wir uns für eine Nacht in diese Großstadt wagten, war es zwar warm aber die Luft war ganz Ok – kann vielleicht auch daran liegen das wir da waren 😉 (kleiner Insider, denn unser Nachname ist tatsächlich Luft).

Ok, was macht man nun in einer Großstadt, um sie in kürzester Zeit etwas kennenzulernen? Wir haben uns einer Free-Walking-Tour (www.spicychile.cl) angeschlossen und sind dabei drei Stündchen alle Highlights abgelaufen. Das gute an diesen Touren, die oft in Großstädten angeboten werden ist, dass man vorab nicht buchen muss, denn man geht zu einem Treffpunkt und findet dort die Guides in auffälligen T-Shirts. Bezahlt werden sie übrigens nach Trinkgeld, man gibt das, was man denkt was einem die Tour Wert war.

Wir haben die 360 Grad Tour gemacht, die einmal quer durch die Stadt geht. Angefangen bei der Metro Bellas Artes, über den Plaza de Armas mit dem ältesten Oficina de Correos (Postamt), der Kathedrale, die schon zum fünften Mal aufgrund von Erdbeben neu aufgebaut wurde und Tango tanzenden Pärchen.

Über den La Moneda Palace, wo damals 1973 beim Putsch Salvador Allende gestorben ist und auf den Santa Lucia Hill mit einer hübschen Aussicht:

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Vorbei an der Lastarria Neighborhood und dem Plaza Italia, wo jegliche Feste, angefangen beim Fußball, gefeiert werden, bis weiter zum Viertel Bellavista, dass uns mit einem bekannten Brauch aus Köln fröhlich empfing:

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Das Viertel hat uns besonders gut gefallen, denn neben vielen Restaurants, Cafés und Bars, stößt man an jeder Ecke auf neue Streetartbilder und kann ein Graffiti nach dem anderen bewundern:

Auch wenn wir nur eine Nacht in Santiago verbracht haben, so hat uns die Stadt doch in seinen Zauber gezogen und wir können jedem nur empfehlen einen Abstecher dorthin zu machen!

Was ich gelernt habe:

  1. Das wichtigste zuerst: Pisco Sour zubereiten!
  2. Tuna ist nicht wie ich zunächst gedacht hatte Thunfisch, sondern eine Kaktusfeige und meine neue Lieblingsfrucht!
  3. Aus Algen, die wir am Strand gesammelt haben, lässt sich ein sehr leckerer Algensalat zubereiten – kein Scherz!
  4. Wenn ich alt bin will ich definitiv ein Haus mit Meerblick und Wellenrauschen und jeden Abend Sonnenuntergänge!

Chilenische Speisen die wir neu kennengelernt haben:

  • Cazuela de Pollo – Hühnereintopf mit Gemüse
  • Loco – Stachelschnecke
  • Pastel de choclo – Maisauflauf mit Hackfleisch, Huhn, Ei, Rosinen und Oliven
  • Pastel de jaivas – Krabbenauflauf
  • Pebre – scharfe Tunke aus ají (Chile-Pfeffer), Knoblauch, Koriander und Tomaten
  • Porotos granados – Bohneneintopf mit Mais und Kürbis
  • Tuna – Kaktusfeige

Muchas gracias!

Auch noch einmal auf diesem Weg ein riesen Dankeschön an Babette, die uns den Kontakt zu Leo und Agnes vermittelt hat. Es waren zwei unglaublich schöne Wochen, die wir in Tunquen mit den Beiden verbracht haben. Wir haben neue Freunde gefunden und freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit den beiden – vielleicht ja irgendwann bei uns in Köln!

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3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Babette sagt:

    Ich wär auch gern dabei gewesen.
    Klar,Leo hat immer Arbeit!
    Und vino chileno ist super, du hast aber die empanadas vergessen!
    Viel Spaß noch, Mendoza ist auch super mit viel Wein und Essen und den Anden im Hintergrund! Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt!

    1. Sandra sagt:

      Vielen Dank! Und klar, Empanadas gehen immer und besonders in Chile! 😀

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