Es scheint als gäbe es keinen passenderen Ort um einen Bericht von der Carretera Austral bzw. der Insel Chiloé (ok, der folgt erst später) zu schreiben, als vor einer Autowerkstatt. Denn dort sitzen wir gerade in Puerto Varas und warten auf die Instandsetzung BEIDER Stoßdämpfer, die sich wohl wahrscheinlich auf den letzten Kilometern der „Traum“-straße bzw. auf Chiloé vollends von den Muttern gelöst haben…
Das sowas überhaupt passieren kann, hätten wir nie für möglich gehalten – die Werkstatt im übrigen auch nicht. Ach ja, Ersatz gibt es hier in Südamerika leider keinen, es passen nicht einmal andere Dämpfer. Die Mechaniker geben jedenfalls ihr Bestes, um uns und unserem Bulli zu helfen. Nächtigen können wir sogar vor der Werkstatt, es gibt auch Toiletten, und duschen könnten wir beim Chef zuhause. Wenigstens ein kleiner Trost.
Aber jetzt geht’s erstmal auf die Traumstraße…
…der Carretera Austral oder auch bekannt als Ruta 7, welche vom Ort O´Higgins bis zur Insel Hornopiren führt und ca. 1200 km lang ist, wenn man sie komplett fährt. Wir sind bei Chile Chico eingestiegen, einem kleinen Ort direkt hinter der chilenisch-argentinischen Grenze und sparten uns den 200 km langen Weg südlich bis O´Higgins. Von Chile Chico aus ging es somit entlang einer herrlichen Landschaft:
und vorbei an der Laguna Verde bzw. dem Lago Gral Carrera:
mit dem Bulli auf die Schotterpiste der Carretera Austral:
Zu unserem ersten Ziel nach Puerto Rio Tranquillo, wo wir abermals mit Ping und Noel verabredet waren. Wir kamen relativ spät am Abend an und haben quasi den letzten verbliebenen Spot auf dem von Igluzelten überfüllten Campingplatz ergattert. Ziel war allerdings nicht der Platz an sich, sondern die Marmor“höhlen“ lockten uns an diesen Ort. Denn diese wollten wir am Folgetag besichtigen.
Haben wir aber nicht!
Wer uns kennt, weiß das wir nicht auf die üblichen „Touridinge“ abfahren und uns daher auch nicht mit 10 anderen Personen in ein kleines untermotorisiertes Motorboot setzen, um an einen Felsbrocken zu fahren, „Ahhh“ zu sagen und ein Foto zu schießen. Denn mehr war dies in unseren Augen nicht. Erwähnen muss man ebenfalls, dass ca. 20 Bretterbuden hintereinander auf Kundenfang gingen, sobald man das Auto verlassen hatte. Ach was schreib ich, noch als man IM Auto saß. Dazu gesellten sich gefühlt 30 Backpacker die per Anhalter mitgenommen werden wollten.
Daher haben wir diesmal leider kein Foto für euch! Sorry!
Zuvor hatten wir bereits wieder Kontakt mit Ali und Malte (Blog) aufgenommen und uns für den Ort Villa Cerro Castillo verabredet. Wir wollten ein paar Kilometer gemeinsam die Carretera Austral fahren. Da ich ein paar Tage zuvor Geburtstag hatte, was die beiden noch wussten, gab es auch einen leckeren Kuchen. 🙂
Unser gemeinsames nächstes Ziel war dann, neben der Kuchenvernichtung, der größte Ort an der Carretera Austral, Coyhaique. Denn wir alle mussten ein paar Besorgungen machen und wollten unsere Autos durchchecken lassen (zu dem Zeitpunkt schien dann auch noch alles ok). Zum Glück gab es in Koi-Heike (so wird das, glauben wir, ausgesprochen) endlich das lang ersehnte Gas für unseren Unterflur-Gastank. Denn dieses benötigen wir zum Kochen, Heizen und für den Kühlschrank, und ist zumindest in Argentinien nicht so leicht zu bekommen. Hier in Chile gibt es zum Glück GLP (=LPG)-Füllanlagen (sogar ohne Adapter):
Da wir an einem Hostel standen und alle dort gebotenen Möglichkeiten nutzen konnten, sind wir am Abend noch in den Hot Tub gesprungen. Malte und ich natürlich mit einer Dose Bier! Leider gibt es auch davon kein Foto…das will aber sicher auch niemand sehen !
Am Folgetag waren wir in einem Burgerladen mit angeschlossener Cevezeria und eigens produziertem Bier. Wir fühlten uns ein wenig wie zu Hause. Nochmals Danke an Ali und Malte für die Einladung – Geburtstagsgeschenk Teil 2 😉
Weiter ging es die Traumstraße entlang zu Nacho auf den Campingplatz zur „How to drink Mate wie ein Gaucho“ – Schulung. Auf dem Bild wenden wir das gelernte bereits an. Sieht einfach aus, oder?
Warum eigentlich „Traumstraße“?
An den Straßenverhältnissen kann ich mir das jedenfalls nicht erklären, denn sonst wären wir a) nicht gerade vor einer Werkstatt mit Stoßdämpfer-Problemen und b) wäre DAS nicht auf der Strecke zu den Termas passiert:
Zum Glück ist das Wechseln des Reifens an einem Bulli eher ein geringeres Problem…wenigstens hat es dabei in Strömen geregnet. Alles andere wäre sonst ja langweilig gewesen:
Zu unserer Überraschung gab es im nächsten Ort (ca. 20 km weiter) eine Gomeria, die sogar einen passenden Neureifen auf Lager hatte. Für umgerechnet 83 Euro in der Situation eigentlich ein Schnapper. In Deutschland musste ich letztens noch 10 Tage auf neue Reifen warten…
Das beantwortet allerdings noch nicht die Frage: „Warum Traumstraße“?:
Weil die Landschaft, die die Straße umgibt, einfach der Hammer ist. Abwechslungsreich, vielseitig, regnerisch, sonnig, Regenwald, Berge, Gletscher, Seen, Vulkane und heiße Quellen sind wohl die Worte die die Umgebung rund um die Carretera Austral am Besten beschreiben. Oder wir nehmen einfach ein paar Bilder:
Nach der Reifenpanne bzw. eigentlich schon vorher hatten wir uns mit unseren beiden Hamburger Freunden an einer Therme verabredet. Nach dem ganzen hin und her, schlechtem Wetter und beiderseitigen Planänderungen, ist daraus allerdings nichts geworden. Somit nächtigten wir umgeben von ein paar Kühen an einem Wild Campspot bei Sternenklarem Himmel.
Erst am nächsten Tag trafen wir uns dann im Dorf Chaitén neben dem gleichnamigen Vulkan wieder. Dort wollten wir ursprünglich eine Fähre nach Quellón auf die Insel Chiloé buchen, doch eine ausgefallene und somit andere überfüllte Fähre machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es war alles ausgebucht.
Die einzige Option war zunächst ein Platz auf der Warteliste, allerdings ohne Garantie das wir am Samstag mit auf die Fähre kommen würden. Da wir dann erstmal nicht wussten was wir tun sollten, machten wir das einzig logische…wir kauften mir erstmal einen Basketball! Zufälligerweise gab es nämlich neben dem Basketball-Court (ja, das ist schon selten) auch einen Laden mit genau vier Bällen. Soviel Glück muss man erstmal haben. :-)
Nachdem dann die Locals im „Round the Clock“ abgezogen wurden und wir wieder klar denken konnten, entschieden wir uns weiter über die Inseln entlang der Carretera Austral zu fahren. Die insgesamt drei Fähren fuhren nämlich 3mal täglich (und nicht nur 2 mal in der Woche, wie die Fähre nach Quellón/Chiloé) und waren problemlos buchbar.
Und wir waren letztendlich froh über Hornopiren nach Puerto Montt und somit von oben rein auf die Insel Chiloé (Bericht folgt) gefahren zu sein. Fantastische Landschaft und sonnige Fährfahrten inklusive:
Einen haben wir noch – auf zum Vulkan Chaitén
Das Bild ist bereits vom Abend nach dem Aufstieg. Hier sieht man den Dulli von Ali und Malte hinter unserem Bulli. Oben rechts der rauchende Vulkan…
Seit dem knapp 1,5 stündigem Aufstieg zum Aussichtspunkt auf den Vulkan Chaitén, kann ich Fliegen, insbesondere die s.g. Horseflys absolut nicht mehr leiden. In ständiger Begleitung von doppelt so großen Fliegen wie in Deutschland und gefühlten 30 Grad ging es kontinuierlich bergauf…und später wieder bergab. Die nähere Aussicht auf den 2008 noch ausgebrochenen Vulkan hat sich jedoch wieder einmal mehr als gelohnt:
Ich sag mal so: High Five 🙂 !
Wieder ein toller bericht von euch mit super Fotos.Ich hoffe und drücke euch die Daumen das die Mechaniker das mit den Stoßdämfer wieder hin bekommen..Bleibt gesund und viel Erfolg das euer <Bulli wieder in Ordnung wird.Es grüßt euch aus der Heimat wo momentan die Sonne scheint16 Grad.Euer Vater Jürgen
Toller Bericht und wunderschöne Bilder! Alles Gute und bleibt gesund ,Tante Marion 😚auch von Onkel Wilfried grüße und alles Gute